#10 – MIKEZ מקץ „AM ENDE“

Mose 41, 1 – 44,17;

Jakobus

Psalm 108+109

1.Sam 1-10

Als der Pharao hörte, dass Josef Träume deuten könne, sandte er hin und „ließ Josef rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis.“ (1. Mose 41,14.) Das hebräische Wort für das ins Deutsche übersetzte Wort Gefängnis ist bore und wir finden genau dieses Wort bore wieder, als Josef von seinen Brüdern in die Grube (bore) geworfen

wurde (1. Mose 37,24). Der Text in unserer heutigen Torahlesung verbindet ein Ereignis, das in Josefs Leben 13 Jahre zurücklag, mit dem Geschehen, als Josef aus dem Gefängnis herausgeführt wurde. Der Pharao ließ ihn aus der Grube holen, in die er hineingeworfen wurde. Wir werden diese Aussage noch ausführlicher beleuchten.

Was passiert als nächstes? Josef erhielt vom Pharao andere Kleider, die er anzog. (1. Mose 41,14). Auf welches Ereignis weist dies hin? Vor 13 Jahren wurde Josef der bunte Rock, den er anhatte, von seinen Brüdern ausgezogen. (1. Mose 37,23) Der Pharao gab Josef neue Kleider, sozusagen als Ersatz dafür, dass ihm der bunte Rock entwendet wurde.

Es scheint sich hier ein Muster anzudeuten, und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Die Brüder zogen Josef seine Kleider aus und warfen in ihn die Grube. 13 Jahre später wird er aus der Grube geholt und es werden ihm neue Kleider gegeben.

Was passiert als nächstes? Josef wird zum Pharao gebracht: „und (er) kam hinein zum Pharao“. Und vor 13 Jahren? Da wurde Josef von seinem Vater weggeschickt. Sein Vater sagte zu ihm: „Komm, ich will dich zu ihnen (seinen Brüdern) senden.“ (1. Mose 37,13). Auch hier entdecken wir eine umgekehrte Reihenfolge. Zuerst wird er von seinem Vater weggeschickt, dann werden ihm die Kleider ausgezogen von seinen Brüdern und er wird in die Grube geworfen. Und jetzt, 13 Jahre später wird er aus der Grube gezogen, erhält neue Kleider und wird zum Pharao gebracht.

Die Frage drängt sich auf, ob dann nicht der Pharao für Josef eine Vaterfigur darstellt? Man stelle sich vor, wie Josef unter all dem Geschehen 13 Jahre zurück gelitten haben mag. Der Vater schickt ihn weg zu seinen Brüdern, die nehmen ihm seinen bunten Rock ab und werfen in eine Grube. Und dann taucht plötzlich ein Mann, der Pharao auf, und gießt Heilung auf seine Wunden, indem er genau dies wieder gutmacht.

Was passiert als nächstes? „Da sprach der Pharao zu ihm: Ich habe einen Traum gehabt, und es ist niemand, der ihn deuten kann.“ (1. Mose 41,15). Und vor 13 Jahren, ehe der Vater ihn weggeschickt hat, was passierte da? „Josef hatte einen Traum“ (1. Mose 37,5). Auch Josef hatte einen Traum gehabt wie der Pharao. Aber während die Bedeutung von Josefs Traum ganz offensichtlich war, blieb dem Pharao die Bedeutung seines Traumes verborgen. Der Vater von Josef war verärgert über den Traum von Josef: „Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?“ (1. Mose 37,10). Und der Vater sandte ihn weg nach Sichem zu seinen Brüdern. Aber der Pharao ließ Josef zu sich rufen, um seinen Traum zu deuten.

Die Ereignisse beim Pharao spiegeln die Ereignisse in Josefs Leben vor 13 Jahren wieder. Aber mit dem Unterschied, dass sie sich jetzt umkehren, sowohl chronologisch als auch inhaltlich. Es passiert jetzt das Gegenteil von dem, was Josef vor 13 Jahren erlebt hatte. Und jetzt erfährt Josef Wiederherstellung.

In einem gewissen Sinn kann man sagen, dass YHWH Josef in eine Lebenssituation hineingestellt hat, die er nicht verstanden hat und aushalten und durchleiden musste. Aber YHWH lässt das nicht so stehen, Er stellt wieder her, was Er Josef zugemutet hatte. Josef erlebt einen tiefen Heilungsprozess und drückt diesen auch über die Namensgebung seiner beiden Söhne aus: „Und er nannte den ersten Manasse: denn Elohim, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus. Den anderen nannte er Ephraim; denn Elohim, sprach er, hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.“ (1. Mose 41,51 u. 52).

Mutet uns YHWH auch manchmal etwas zu? Werden wir in Situationen gestellt, die uns als Unglück und Elend erscheinen, weil Er einen Plan mit uns hat? Er ist ein Elohim, der uns vergessen und wachsen lässt und am Ende wiederherstellt.

Wir erfahren in dem Wochentext nicht, dass Josef nach seinem Vater und seinem Elternhaus gefragt hatte, um mit ihnen wieder Kontakt aufzunehmen. Er hatte ein neuen Vater und ein neues Vaterhaus gefunden. Für Josef war es gut, er hatte sein Unglück und sein Vaterhaus hinter sich zurückgelassen und ein neues Leben begonnen. Wir kennen den Fortgang der Geschichte. Wie würde Josef reagieren, wenn eines Tages seine Brüder und sein Vater auftauchen und vor ihm stehen würden, ohne dass er sie gesucht hätte? Wie würde Josef diesen Konflikt lösen?

www.worldwidewings