Mose 44,18—47,27;
Apg 16-18
Psalm 116+117+118
1.Sam 11-20
Yehuda (Juda) steht vor einem äußerst dramatischen Moment in seinem Leben. Er sagte zu den Dienern von Josef, der ihn und seine Brüder beschuldigte den silbernen Becher von Josef gestohlen zu haben: Bei wem der Becher gefunden wird unter deinen Knechten, der sei des Todes; dazu wollen auch wir meines Herrn Sklaven sein.“ Es
wurde ihm geantwortet: Bei wem der Becher gefunden wird, der sei mein Sklave, aber ihr sollt frei sein.“ (1. Mose 44,10) Als der Becher dann in Benjamins Sack gefunden wird, zerrissen sie ihre Kleider, zogen eilends zurück in die Stadt und gingen in Josefs Haus und baten flehentlich darum, seine Knechte sein zu dürfen. Yehuda hatte nämlich ihrem Vater versprochen, Bürge für Benjamin zu sein: „Wenn ich ihn dir nichtwiederbringe und vor deine Augen stelle, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen.“ (1. Mose 43,9).
Josef entgegnete ihnen aber: Das sei ferne von mir, solches zu tun! Der, bei dem der Becher gefunden ist, soll mein Sklave sein; ihr aber zieht hinauf mit Frieden. Yehuda versuchte es ein letztes Mal und erinnerte Josef daran, dass dieser darauf bestanden habe, dass sie Benjamin mitbringen. Nun schildert er Josef den Dialog zwischen den Brüdern und ihrem Vater und die Worte des Vaters: „Ihr wisst, dass meine Frau zwei Söhne geboren hat; einer ging von mir, und ich musste mir sagen: Er ist zerrissen. Und ich habe ihn nicht gesehen bisher. Werdet ihr diesen auch von mir nehmen und widerfährt ihm ein Unfall, so werdet ihr meine grauen Haare mit Jammer hinunter zu den Toten bringen. Nun, wenn ich heimkäme zu deinem Knecht, meinem Vater, und der Knabe wäre nicht mit uns, an dem er mit ganzer Seele hängt (qashar nephesh), so wird`s geschehen, dass er stirbt… denn ich, dein Knecht, bin Bürge geworden für den Knaben vor meinem Vater … darum lass deinen Knecht hier bleiben an des Knaben statt als Sklaven meines Herrn.“ (1. Mose 44,27-32)
Aus den Worten Yehudas können wir erkennen, dass dieser weiß, dass sein Vater Benjamin mehr liebt als ihn, Yehuda. Yehuda hatte eine enorme Veränderung durchgemacht. Er, der seinen Brüdern vorgeschlagen hatte, Josef an die Ismaeliter zu verkaufen, will Sklave an Benjamins Platz sein. Und es ist für Yehuda in Ordnung, dass sein Vater Benjamin mehr liebt als ihn und er setzt sich dennoch für seinen Vater und Benjamin ein.
Wir gehen auf die Suche, in welch anderer Geschichte in der Torah wir die Worte des Vaters finden „mit ganzer Seele anhängen“. Als David den gewaltigen Sieg über Goliath errungen hatte, wurde er vor Saul gebracht. „Und Saul sprach zu David: Wessen Sohn bist du, mein Junge? David sprach: Ich bin ein Sohn deines Knechts Isai, des Bethlehemiters.“ (1. Sam 17,58) Und es heißt weiter: Als David aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids (qashar nephesh), und Jonatan gewann ihn lieb wie sein eigenes Herz.“ (1. Sam 18,1)
„Und Saul nahm ihn an diesem Tage zu sich und ließ ihn nicht wieder in seines Vaters Haus zurückkehren.“
„Qashar nephesh“ hier bezieht sich Jonatan auf die Geschichte im 1. Buch Mose.
Wer sind Saul und Jonatan? Sie sind aus dem Stamm Benjamin und wer ist David? Er kommt aus dem Stamm Yehuda. In der Geschichte aus Samuel treffen wieder die beiden Stämme „Benjamin und Yehuda“ aufeinander wie in unserer Wochenlesung aus dem 1. Buch Mose. In der Geschichte von Josef, setzt Yehuda sein Leben für seinen Bruder Benjamin ein. Er nahm wahr, dass sein Vater Benjamin mehr liebte als ihn und es war für ihn in Ordnung. Und wann zahlte der Stamm Benjamin diese „Schuld“ zurück? Es war durch Jonatan, der als eigener Sohn dem König am nächsten steht und als Nachfolger infrage kam. Er nahm es hin, dass Saul David als Sohn aufnahm und ihn als Thronfolger einsetzte. Die Heldentat von Yehuda fand in der Heldentat von Jonatan eine Antwort. Auch wenn mein Vater Saul David vorzieht, meine eigene Seele verbindet sich mit David und ich gewinne ihn lieb wie mein eigenes Herz.
Es gab eine Zeit, da wurde ein Kind seines Mantels beraubt durch Yehuda, nun war ein Kind des Stammes Benjamin bereit, seinen Mantel Yehuda zu geben. Beide Seiten der Familie „Benjamin und Yehuda“ wurden in diesem Augenblick der Geschichte miteinander versöhnt.
Die Versöhnung zweier Häuser, dem Haus Juda und dem Haus Israel, wartet auf ihre Verwirklung. Möge es ein qashar nephesh sein!