#1 – Bereschit „Am Anfang“ 1. Mose 1,1 – 6,8; Lk 1-5 Psalm 33+88+89 Hiob 1-10
Wir zoomen in die Geschichte von Adam und Eva hinein und entdecken dabei ein Schlüsselwort, nämlich „nackt“, dass sich durch die Geschichte von Adam und Eva zieht.
„Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“ (1. Mose 2,25).
„Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“ (1. Mose 3,7) Sie essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und werden plötzlich gewahr, dass sie nackt sind. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
1.Mose 6,9 – 11,32;Lk 6-10;Psalm 104+105; Hiob 11-21
Wenn wir die Schöpfungsgeschichte lesen und von der ersten Szene ein Bild malen, dann ist es nicht so, dass ein „Nichts“ die Szene ausfüllt. Sondern wir haben da „Wasser“ als ein erstes Element. Wasser füllt alles aus. Dann ist es dunkel und chaotisch. Eine dunkle, chaotische „Wasserwelt“. Woran erinnert uns diese Beschreibung?
An die Geschichte mit Noah: „Und die Wasser wuchsen gewaltig auf Erden …“ (1. Mose 7,24).
Die nächste Parallele zwischen der Schöpfungsgeschichte und der Geschichte mit Noah ist: „Da gedachte Elohim an Noah und an alles wilde Getier und an alles wilde Vieh, das mit ihm in der Arche war, und ließ Wind (Ruach) auf Erden kommen, und die Wasser fielen.“ (1. Mose 8,1) Um das Chaos der Wasserwelt zu beenden, ließ Elohim den Ruach auf die Erde kommen. Und in der Schöpfungsgeschichte? „Der Ruach Elohims schwebte auf dem Wasser.“ (1. Mose 1,2) Das hebräische Wort Ruach heißt sowohl Geist als auch Wind.
1.Mose 12,1 – 17,27; Lk 11-15, Psalm 101+102+103, Hiob 22-31
Finden wir in den Torah-Texten chiastische Strukturen? Unter einer chiastischen Struktur versteht man einen Aufbau nach dem Schema ABC – CBA, wobei es in der Mitte ein Zentrum geben kann.
ABC – Zentrum – CBA.
Das A am Anfang hat seine Entsprechung mit dem A am Ende. Das B als zweiterster Buchstabe hat seine Entsprechung mit dem B als zweitletzter Buchstabe. Das C als dritterster Buchstabe hat seine Entsprechung mit dem C als drittletzter Buchstabe usw. und in der Mitte ist das Zentrum der Aussage.
#4 – Wajera „Und es erschien“
1.Mose 18,1 – 22,24; Lk 16-20; Psalm 113+114+115; Hiob 32-42
Letzte Woche haben wir uns mit einem Beispiel für eine chiastische Struktur angesehen, die in ihren Aussagen zu Zentrum, einer Hauptaussage, zeigt. Zu diesem Thema habe ich die Ausarbeitung der letzten Parascha „Lech lecha“ nochmals in einer Übersicht dargestellt, um den Kommentar zu verdeutlichen.
Wie Abraham und Sarai mit Hagar und Ismael umgehen, ist eine äußerst schwierige und schmerzliche Geschichte. Sarai gab Abram, ihre ägyptische Magd Hagar, zur Frau und sie wurde schwanger und „achtete ihr Herrin gering“. (1. Mose 16,4) Daraufhin demütige Sarai Hagar, so dass diese floh. Aber der Engel YHWHs ermutigte sie, wieder zu Sarai zurückzukehren. Aber dabei bleibt es nicht und es gibt kein Happy End für Hagar: sie muss mit Ismael das Haus verlassen.
Eine chiastische Struktur ist im Wesentlichen eine thematische Methode, um eine Erzählung zu organisieren. Manchmal sind diese chiastischen Strukturen klein, gehen nur über einige Verse. Manchmal gibt es kleine chiastische Strukturen in einer größeren und manchmal umfassen chiastische Strukturen ganze Bücher innerhalb den Heiligen Schriften.
Eine chiastische Struktur ist eine literarische Technik, wodurch eine Geschichte in zwei Hälften geteilt wird und die Themen der ersten Hälfte spiegeln sich in der zweiten Hälfte der Geschichte wieder, aber in umgekehrter Reihenfolge. Beide Hälften der Geschichte weisen auf die Mittelachse, das Zentrum hin und unterstreichen so eine Hauptaussage einer Erzählung.
Lk 21-24
Psalm 22+40+41
Jos 1-12
„Und Sara wurde hundertsiebenundzwanzig Jahre alt; das sind die Lebensjahre Saras.“ (1. Mose 23,1)
Die Aussage, dass sie 127 Jahre alt wurde, wäre eigentlich genug gewesen. Aber es wird dann ausdrücklich betont, dass dies ihre Lebensjahre waren. Durch diese Verdopplung und die Einfügung des Wortes „Leben“, chai, wird betont, dass sie nicht nur 127 Jahre alt wurde, sondern dass ihr Zeit hier mit Leben gefüllt war.
#6 Toledot „Geschlechter“
1.Mose 25,19 – 28,9; Apg 1-5, Psalm 1+2+5, Jos 13-24
Das 1. Mose-Buch ist voller Geschichten von Abraham und Jakob. Über Isaak hören wir verhältnismäßig wenig. Es sind die Geschichten über die Akeidah, die Begegnung zwischen ihm und Rebekka und dann die Geschichte über seinen herannahenden Tod, wo er Esau den Erstgeburtssegen geben wollte.
Wer war nun Isaak? In einer Geschichte erfahren wir mehr über ihn. „Und Isaak säte in dem Lande und erntete in jenem Jahr hundertfältig; denn YHWH segnete ihn. Und er wurde ein reicher Mann und nahm immer mehr zu, bis er sehr reich wurde, so dass er viel Gut hatte an kleinem und großem Vieh und ein großes Gesinde. Darum beneideten ihn die Philister.“ (1. Mose 26,12-14)
1.Mose 28,10 – 32,3; Apg 6-10; Psalm 119,1-88; Ri 1-9
Als Jakob Rahel sah, heißt es: „Und Jakob küsste Rahel und erhob seine Stimme und weinte.“ (1. Mose 29,11) Die große Frage ist doch, warum erhebt Jakob seine Stimme und weint er, als er sie sieht? Diese Ausdrucksweise „die Stimme erheben und weinen“ kennen wir noch von zwei anderen Torahstelle: Hagar saß Ismael gegenüber in der Wüste, „erhob ihre Stimme und weinte“ (1. Mose 21,16), weil sie nicht mit ansehen wollte, wie er jämmerlich zugrunde gehen würde.
Dieser Ausdruck „die Stimme erheben und weinen“ scheint nahezulegen, dass man etwas unwiederbringlich verlieren würde. Und als Jakob weint, scheint er zu ahnen, dass er Rahel nicht gewinnen könnte, da er ohne irgendwelche Geschenke als Brautpreis für Rahel gekommen war, weil er vor Esau geflohen war.
#8 Wajischlach „Und er schickte“
1. Mose 32,4-36,43; Apg 11-15; Psalm 119,89-176; Ri 10-21
In dieser Wochenlesung hören wir, dass Jakob einen neuen Namen erhält. Aus Jakob wird Israel. Warum erhält Jakob einen neuen Namen und was sagt der neue Name aus?
Als Rebekka gebären sollte, heißt es: „Der erste, der herauskam, war rötlich, ganz rauh wie ein Fell, und sie nannten ihn Esau.“
(1. Mose 25, 23). Das Wort „Esau“ bedeutet „gemacht“ – und war er nicht auch schon gemacht? Denn schon als Baby war er rauh wie ein Fell. Sehr merkwürdig.
1.Mose 37,1 – 40,23; Galater, Psalm 106+107, Ruth 1-4
„Israel aber hatte Josef lieber als alle seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war, und machte ihm einen bunten Rock.“ (1. Mose 37,4).
Das hebräische Wort kethoneth für Rock bedeutet ein Untergewand aus Leinen und hängt mit dem Wurzelwort „bedecken“ zusammen.
Es kommt 29 Mal in den heiligen Schriften vor und wenn man die einzelnen Schriftstellen analysiert, in denen das Wort kethoneth vorkommt, kommt man zu einer ganz erstaunlichen Entdeckung.